Leben-in-Luxor.de                                                            Besuchen Sie uns auf Facebook! | Deutsch Englisch

Wir informieren

 


Dahabeya-Nilkreuzfahrten

Dahabeya-Nilkreuzfahrten

• von Luxor/Esna nach Assuan
• Abfahrt ganzjährig
• max. 10 Doppelkabinen
• 4 bis 7 Nächte
Lesen Sie hier mehr!

Nassersee-Kreuzfahrten

Nassersee-Kreuzfahrten

• ab Assuan oder Abu Simbel
• 3 bis 4 Nächte
• Safariboot mit nur 6 Doppelkabinen
• Nubische Tempel inkl. Abu Simbel
Lesen Sie hier mehr!

Anwesen Algana zu verkaufen

Anwesen Algana zu verkaufen

• paradiesische Lage direkt am Nil
• 2 voll möblierte Bungalows
• 7000 m² Grundstück
• Swimmingpool, Obst-/Gemüsegarten
Lesen Sie hier mehr!

Grundstück in Gorf zu verkaufen

Grundstück in Gorf zu verkaufen

• unweit vom Nil
• nahe Banana Island
• bis zu 700 m² Grundstück
• unverbauter Südblick
Lesen Sie hier mehr!

Leben in Luxor Autorenforum: Ägypten verstehen - ein etwas anderer Sprachkurs, Teil 7: Seltsam… dieser Westen - غريب… الغرب al-gharb… gharîb

von Hans Mauritz (September 2014). illustriert von Claudia Ali

 

Bildbeschreibungen und Copyright-Informationen erhalten Sie mit Mouseover. Sind die Bildrechte nicht explizit angegeben, liegen sie bei Leben-in-Luxor.de. Externe Links sind mit gekennzeichnet.

 

Kaum ein anderes arabisches Adjektiv hat eine so große Bedeutungsvielfalt wie غريب „gharîb“*: Es kann übersetzt werden mit „seltsam, merkwürdig, sonderbar, erstaunlich, ungewöhnlich, wunderbar, fremdartig, unglaublich, außergewöhnlich, unerhört, komisch, extravagant, grotesk, bizarr“ usw. انسان غريب „insân gharîb“ meint einen komischen Typ, فكرة غريبة „fikra gharîba“ eine ausgefallene Idee, كلام غريب „kalâm gharîb“ dunkle, schwer verständliche Äußerungen. غريب, pl. غرباء „ghurbâ‘“, wird auch substantivisch gebraucht und heißt „der Fremde“. وحد غريب عن العيلة „wâhid gharîb ‘an al-a‘îla“ meint jemanden, der nicht mit uns verwandt ist. Wie stark die Unterscheidung zwischen Verwandten und Fremden gehen kann, zeigt das Sprichwort ابن الابن ابن الحبيب, وابن البنت ابن الغريب „ibn al-ibn ibn al-habîb, w-ibn al-bint ibn al-gharîb“, „der Sohn des Sohnes ist Sohn des Lieblings, der Sohn der Tochter ist Sohn des Fremden“. Wie schwer es ein Fremder hat, mit den Einheimischen zurechtzukommen, betont ein anderes Sprichwort: الغريب أرمى ولو كان بصير „al-gharîb a’rma we lau kân bessîr“ „der Fremde ist blind, so scharfsichtig er auch sein mag“.

Das Adjektiv غريب kommt vom Verbstamm غ ر ب „gharaba“ bzw. „ghuraba“, der drei verschiedene Gruppen von Bedeutungen haben kann:

  1. fremd, seltsam, sonderbar sein
  2. untergehen (von der Sonne gesagt)
  3. weggehen, sich entfernen, abreisen, emigrieren, verschwinden, verloren gehen

Der ersten Bedeutung entsprechen das Adjektiv غريب und die Substantive الغرابة „al-gharâba“ (Merkwürdigkeit, Seltsamkeit, Extravaganz, Bizarrerie) und الغريبة „al-gharîba“ (Besonderheit, Wunder). Zur zweiten Bedeutung gehört غروب الشمس „ghurûb asch-schams“, der Sonnenuntergang. Die Himmelsrichtung, in der die Sonne untergeht, heißt الغرب „al-gharb“, der Westen, und die Zeit bzw. der Ort ihres Untergangs heißen المغرب „al-maghreb“. Letzteres Wort meint sowohl das Gebet, zu dem der Moslem bei Sonnenuntergang gerufen wird, als auch die im Westen der arabischen Welt gelegenen nordafrikanischen Länder und speziell Marokko. Der Marokkaner wird المغربي „al-maghrebi“ genannt. Wer aus dem unbekannten fernen Westen kommt, dem Land, in dem die Sonne untergeht, hat Eigenschaften, die im Wort غريب enthalten sind: In der ägyptischen Folklore ist der „Marokkaner“ eine zwielichtige Gestalt, die es auf verborgene Schätze abgesehen hat, mit den Djinnen verkehrt und den man bei magischem Tun zu Hilfe ruft.

Sonnenuntergang über der Westbank von Luxor, © Claudia Ali
© Claudia Ali

الغرب meint den Westen nicht nur als Himmelsrichtung und geografische Angabe, sondern bezeichnet auch eine politische und kulturelle Realität, welche den Orient fasziniert, herausfordert, beunruhigt und bedroht: die westliche Welt, d.h. Europa und Amerika, im Gegensatz zu الشرق „asch-scharq“, dem Osten, dem Orient. Die Bedeutungsnuancen von غريب schwingen mit, wenn vom Westen und vom Abendland die Rede ist.

Zur dritten Bedeutungsgruppe des Verbstammes gehört das Substantiv الغربة „al-ghurba“, das „Fremde, fernes Land, Verbannung, Exil“ meint. Dieses Wort hat einen wehmütigen Klang, denn „in der Fremde leben“ war von altersher das Schlimmste, was sich ein Ägypter vorstellen konnte. Das Leben in der Fremde, Exil und Emigration können aber auch einen positiven Aspekt haben, wie das Sprichwort الغربة تعلّم „al-ghurba ta‘llam“ sagt: „In der Fremde lernt man“ (was man daheim vielleicht nicht lernen würde).

Ein anderes Sprichwort relativiert sogar den Gegensatz zwischen Fremde und Heimat: الغربة مع الغنى وطن والوطن مع الفقر غربة „Die Fremde, die Wohlstand bringt, ist Vaterland; das Vaterland, das Armut beschert, ist Fremde und Exil“. Das Partizip مغترب „mughtarib“ hat sogar eine philosophische Dimension, denn es meint nicht nur den Exilierten, sondern auch einen Menschen, der entwurzelt oder seiner selbst entfremdet ist.

Die Wortfamilie غرب hat ein breites Spektrum von Bedeutungen, die bei der Verwendung jedes einzelnen Wortes mitschwingen können. لغرب „al-gharb“, der Westen, ist faszinierend und befremdend zugleich. Fasziniert ist man vom wissenschaftlichen und technischen Fortschritt, vom Reichtum und der fast unbegrenzten persönlichen Freiheit, die der Westen verheißt, befremdet und abgestoßen vom Verfall der moralischen Werte und der Bindungslosigkeit im sexuellen und religiösen Bereich, die man vielen westlichen Menschen zuschreibt. Die leicht bekleideten und vermeintlich zu allem bereiten Touristinnen, die aus Hurghada anreisen, um die Altertümer von Luxor zu besuchen, faszinieren wohl so manchen jungen Mann. Wenn sich jedoch seine Schwester so kleidete und verhielte, würde er sie umbringen. Wenn in Europa und Amerika der „Islamist“ und fanatische „Moslembruder“ zum Feindbild geworden sind, kann der Mensch aus dem Westen es umgekehrt für einen Ägypter sein, der sich in seinem Glauben, seiner Moral und seinen traditionellen Werten bedroht fühlt.

Leicht bekleidete Touristinnen im Karnak-Tempel, © Art of Counting, Rubrik "Tacky Tourists"
Leicht bekleidete Touristinnen im Karnak-Tempel, © Art of Counting, Rubrik "Tacky Tourists"

Wir Europäer und Amerikaner, die wir Ägypten als Touristen besuchen oder uns als „Expats“ hier niedergelassen haben, werden meist freundlich aufgenommen, bewundert und vielleicht auch beneidet. Andererseits dürfte der eine oder andere wohl auch, im Geheimen oder ganz offen gezeigt, als „komisch“, bizarr und ein wenig verrückt beurteilt werden. Wir tun also gut daran, uns anzupassen und in unserer Kleidung und unserem Lebensstil auf allzu viel غريبة, Befremdliches und Extravagantes, zu verzichten.

 

*Anmerkung:

Der Buchstabe غ (غين) ist das „Rachen-r“ , das in vielen Gegenden Norddeutschlands und in der Schweiz in Basel gesprochen wird.

 

Zurück zum Sprachkurs...

Zum Autorenforum ...

 
Zurück nach oben