• von Luxor/Esna nach Assuan |
• unweit vom Nil / Banana Island |
Villa Maschrabiya zu verkaufen • Ruhige Lage in Gorf, Westbank |
• ab Assuan oder Abu Simbel |
Leben in Luxor Autorenforum: Der athletische Pharao - Bogenschießen im Alten Ägypten
von Stefan Gerke (2013)
Pharaoh Eje schießt auf Zielscheiben, Relief auf einem Goldblech
Bereits 2000 Jahre vor den ersten Olympischen Spielen spielte Sport im Alten Ägypten eine wichtige politische, soziale und kulturelle Rolle. Sport ist erstmalig in Ägypten attestiert, es ist zu vermuten, dass Ägypten das Ursprungsland des Sports ist. Das altägyptische Wort "sxmx-ib", was mit "sich amüsieren" bzw. "das Herz vergessen lassen" übersetzt werden kann, ist der Vorgänger des modernen Begriffs "Sport".
In diesem Artikel über das Bogenschießen im Alten Ägypten beschränke ich mich ausschließlich auf den Bogenschießsport. Die Jagd mit Pfeil und Bogen sowie der Bogen als militärische Waffe werden nicht berührt.
Das Bogenschießen gehört zu den meist dokumentierten Sportarten des Alten Ägyptens. Mit Beginn des Neuen Reiches (ca. 1500 v. Chr.) war es meist der königlichen Familie vorbehalten, diesen Sport auszuüben. Zahlreiche Abbildungen stellen den König als athletischen Herrscher mit Pfeil und Bogen dar.
Foto: Bogenschießstele Amenhotep II., Luxor Museum, Galerie J
Eine Stele aus Armant beschreibt den königlichen Bogenschützen Thutmosis III.: "Er schießt auf eine Kupferscheibe, weil alle (hölzernen Ziele) wie Papyrus durchlöchert werden. Seine Majestät gab ein Beispiel dieser Kunst im Tempel des Amun, mit einer Schießscheibe aus gehämmertem Kupfer, drei Finger (stark). Sein Pfeil war im Ziel, das er traf. Dadurch ermöglichte er ein Durchdringen von drei Handbreiten auf der anderen Seite, damit seine Nachkommenschaft sich nach der Stärke seiner Arme in Mut und Kraft sehne. Ich spreche zu dir (?) in Wahrheit und ohne Falschheit, was er tat vor den Augen der gesamten Armee, ohne Angeberei."
Ebenfalls gut dokumentiert als Bogenschütze ist Amenhotep II., der Sohn und Thronfolger von Thutmosis III. Bereits als Prinz übte er sich im Bogenschießen. Der Gaufürst aus This, Min, wurde dem jungen Prinzen als Ausbilder zum Bogenschützen beigegeben. Im Grab des späteren Königs befindet sich die folgende Inschrift, die sich auf die Ausbildung zum Bogenschützen bezieht:
"Zieh den Bogen zu deinen Ohren! Mache [stark] deine zwei [Arme (?)]! Große…Pfeile… dein… Prinz… [Amen-] hotep. Du handelst mit dieser [Kraft und Stärke]."
Der Gott Min lehrt den Prinzen Amenhotep das Bogenschießen, Inschrift in KV35
Durch vermutlich lange und harte Übungen gelang es dem Ausbilder, den Prinzen zu einem guten Bogenschützen auszubilden. Der folgende Text, welcher der Sphinx-Stele entstammt, belegt dies:
"... Er ging zu dem nördlichen Bogenschießplatz und sah vier vorbereitete Ziele aus asiatischem Kupfer, eine Handbreite stark. ... Seine Majestät erschien in seinem Streitwagen wie der Gott Month in seiner Stärke. Er nahm seinen Bogen und griff sich vier Pfeile. Er fuhr an und schoß wie Month in seiner Rüstung, und seine Pfeile durchschlugen die Ziele..."
Wie die zuvor zitierten Beispiele deutlich machen, praktizierte man den Bogensport auf zwei verschiedene Arten: aus dem Stand und aus dem Streitwagen. Er war ein königlicher Demonstrationssport, der ab der 18. Dynastie ausgeübt wurde. Der König wurde als hervorragender Schütze dargestellt, seine Pfeile trafen auf kupferne Schießscheiben, deren Material aus Asien importiert wurde. Die Darstellungen stellten den König gleich doppelt positiv dar: 1.) Er ist ein Athlet und 2.) Er trifft das Ziel.
Die Ausrüstung
Der Bogen
Der Bogen ist in Ägypten bereits in vorgeschichtlicher Zeit bezeugt. Er war ein ein- oder dreiteiliges Gerät, dass zur Jagd oder als Waffe im Heer eingesetzt wurde. Meist wurden diese Bögen aus einem Stück Holz gefertigt.
Mit Beginn des Neuen Reiches erfuhr der altgediente Bogen eine Neuerung, die zuvor von den Hyksos ins Land gebracht wurde. Die Neuerung bestand darin, dass um einen Kern aus vierkantigem Hartholz auf zwei Seiten überstehende Holzleisten geleimt wurden. An beiden Enden wurde nun die Bogensehne, die aus vielfach gedrehtem Tierdarm bestand, befestigt. Die größten Exemplare waren bis zu 1,4 Meter lang. Oft waren die Bögen mit kunstvollen Lederverzierungen und Inschriften versehen. Dieser neue Kompositbogen erlaubte eine weitere Schussweite, tiefere Durchschlagskraft und verbesserte Treffgenauigkeit.
Der Pfeil
Der Pfeil setzte sich aus Pfeilspitze, Flugkörper und Stabilisator zusammen. Während im Alten und Mittleren Reich meist Holz, Knochen, Feuerstein und später Kupfer als Pfeilspitze verwendet wurden, kam seit dem Neuen Reich Bronze zur Anwendung. Der Flugkörper bestand aus Rohr, es kam vor, dass Ebenholzteile in das Rohr integriert waren. Eine radial angesetzte Federung am Pfeilende diente als Stabilisator. Aufbewahrt wurden die Pfeile in meist ledernen Köchern.
Foto: Bronzene Pfeilspitzen, Antikenmuseum und Sammlung Ludwig Basel, Inv. Nr. BSAe 1015 a-h
Heute geht man, je nach Bogen- und Pfeiltyp, von einem Wirkungsradius von etwa 40 bis 60 Metern aus.
Die Schießscheibe
Schießscheiben bestanden aus importiertem Kupfer und hatten annähernd die Form einer ausgespannten Ochsenhaut. Diese Scheiben waren weitgehend normiert und regten die Könige an, die dokumentierten Schießleistungen ihrer Vorgänger zu übertreffen. Neben dem Aspekt der Treffsicherheit, wurden vor allem die Durchschlagskraft und die Tiefe des Eindringens in das Ziel gemessen.
Die meisten der gefundenen altägyptischen Bögen stammen aus Theben. Im Grab des Tutanchamun wurden nicht weniger als 34 Bögen gefunden, davon 29 Kompositbögen. 549 Pfeile und zahlreiche Pfeilspitzen befanden sich ebenfalls in seinem Grab. Die Größen variierten von einem Kinderbogen mit 34 cm bis zu einem Bogen mit 1,4 Meter Länge. Zahlreiche Objekte zeigen den König mit schussbereitem Bogen, es sind Jagd- und Kampfszenen. Es ist bis heute unklar, ob der junge König dem Bogenschießsport frönte.
Kompositbogen des Tutanchamun, Ägyptisches Museum Kairo, Inv. Nr. JE61518
Nicht weniger als sieben hieroglyphische Zeichen können dem Bogenschießen zugeordnet werden:
- Hornbogen (Zeichen T9 und T9a ),
- Kompositbogen (Zeichen T10 ),
- archaischer Bogen (Zeichen Aa32 ),
- Pfeil (Zeichen T11 ),
- Bogensehne (Zeichen T 12 ) und
- Pedj-oho-Gerät (Bogenspanner) (Zeichen T 13 ).
Seit 1900 ist das Bogenschießen eine olympische Disziplin. Es ist beachtlich, dass diese Sportart bereits 3400 Jahre vorher in Ägypten praktiziert wurde.
Heutzutage erlebt der Bogenschießsport in Ägypten eine Renaissance: So gibt es z.B. im Sportclub im Wadi Degla mehrere Schießbahnen, auf denen die heutigen Nachfahren der Pharaonen ihre Geschicklichkeit messen können.
Pharaoh Ramses II. schießt auf ein Ziel, Rollsiegel aus Palästina
Literaturnachweis
Behrens, P. (1982). „Pfeil“, in: Lexikon der Ägyptologie (LÄ) IV., Harrasowitz Verlag, Wiesbaden (Sp. 1005-1007)
Decker, W. (1975). "Bogen", in: LÄ I., (Sp. 842-844)
Decker, W. (1984). "Schießscheiben", in: LÄ V., (Sp. 601)
Decker, W. (1984). "Sport", in LÄ V., (Sp. 1161-1169)
Decker, W. (1993). [Anzeige] Sports and Games of Ancient Egypt., AUC Press, Kairo
Reeves, N. (1990). [Anzeige] The Complete Tutankhamun , AUC Press, Kairo
Katalog (1980). [Anzeige] Tutanchamun. (Ausstellungskatalog Berlin, Köln, München, Hannover, Hamburg)
Katalog (2004). [Anzeige] Pharao siegt immer - Krieg und Frieden im alten Ägypten. Gustav-Lübke-Museum Hamm, Kettler Verlag, Bönen
Bildnachweis
Alle Bilder wurden vom Autor aus Katalogen entnommen.
Buchen Sie jetzt Ihren nächsten Luxor-Urlaub und tauchen Sie ein in das ursprüngliche Ägypten!