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Leben in Luxor Autorenforum: Tierhüterin - eine Kurzgeschichte

von Elvira Grünert † (2008)

 

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Kann man einer Freundin, die einem schon viel Gutes getan hat und bei der man immer willkommener Gast ist, eine Bitte abschlagen, auch wenn man meint, gar nicht fähig zu sein, dem Wunsch nachzukommen oder ihn erfüllen zu können, aus Mangel an Kenntnissen, aus Mangel an Wissen? Ich konnte es nicht und so ließ ich mich auf das Abenteuer ein, für einige Tage ihre Tiere zu hüten und zu versorgen.

Die Freundin wohnt, dort wo die Wüste beginnt, beim Tal der Könige. Sie besitzt ein Haus, einen großen Garten und – 19 Tiere. Ich mag Tiere, aber ich hatte nie das Bedürfnis mir selbst welche zuzulegen. Außer der Stubenkatze meiner Schwester, und dies war damals eine ziemlich unkomplizierte Sache, hatte ich nie die Verantwortung oder gar Versorgung von so vielen unterschiedlichen Tieren übernommen und das gleich für einige Tage und Nächte. Noch dazu nahe der Wüste, aus der sich nachts Schlangen, Skorpione und Füchse anschleichen konnten.

Aische, ein wunderschöner, beigefarbener Afghane war mir das liebste Tier das ich zu versorgen hatte. Die Hundedame mochte mich und ich mochte sie. Manchmal schliefen wir in heißen Nächten zusammen unter freiem Himmel auf der Terrasse im ersten Stock des Hauses auf dem gleichen Nachtlager. Bei jedem meiner Besuche sprang sie stürmisch mit ihren langen Beinen an mir hoch, bis ihr Kopf meinen überragte. Ich musste sie streicheln und kraulen, noch bevor ich irgend jemanden sonst begrüßen konnte. Aische war unkompliziert, allerdings fraß sie bei der letzten zweitägigen Abwesenheit der Freundin nichts, aus Kummer. Bei mir fraß sie.

Pascha, der junge, kleine, übermütige Schäferhund, war schon ein wenig komplizierter. Er tobte umher, wollte überall dabei sein und wollte alles haben. An einem Morgen beim Frühstück schnappte er sich vom Tisch, noch bevor ich schnell genug reagieren konnte, eine halbe Käsekugel. Ganz schnell war er damit in den Garten gerannt und fraß den Käse mitsamt der roten Wachsschicht gierig auf. Der Käse war wohlgemerkt aus Kairo mitgebracht worden. Aber Pascha war ein verspielter liebenswürdiger Kerl, und ich konnte ihm nicht böse sein.

Am Abend vor der Abreise der Freundin erhielt ich die Instruktionen und Anweisungen, wo das Futter zu finden ist, welches Tier wann und wie viel zu fressen bekommt, wie die Tiere für die Nacht zu versorgen und unterzubringen sind. Mansur, der Gärtner, würde jeden Tag einen frischen Ballen Bersim, ein kleeartiges Gewächs, für die Ziegen bringen.

Vier der sechs Ziegen hatten einen extra eingezäunten Garten, zusammen mit den fünf Hühnern. Der Ziegenbock wurde am Tag angebunden. Dies war notwendig, weil er seine Kinder, es waren zwei niedliche kleine Zicklein und deren Mutter, immer mal wieder mit wildem Gemecker und einem Kopfstoß in den Bauch aggressiv anging. Er hatte keine Hörner, sodass er glücklicherweise keinen so großen Schaden anrichten konnte.

Die zweite Ziegenmutter hatte Hörner. Und ausgerechnet die musste man melken. Sie war mit ihrem vor einigen Wochen geborenem Jungen in einem separat eingezäunten Gartenteil untergebracht, weil sie eine Entzündung am Euter hatte. Seit Tagen hatte sie eine geschwollene Zitze und von dieser Zitze trank das Kleine nicht. So musste diese Zitze abgemolken werden.

Noch nie in meinem Leben hatte ich gemolken. Die Freundin zeigte mir, die Ziege zwischen die Beine klemmend, in halbgebückter Haltung, wie ich melken musste. Stoßen, ziehen, stoßen, ziehen und der dünne Milchstrahl spritzte bei jedem Ziehen heraus. Es sah recht einfach aus.

Meine Schwierigkeit begann am nächsten Morgen, als ich die Ziege zwischen die Beine klemmen wollte. Sie drehte sich, rannte kreisend im Garten umher und ließ sich auch nicht an den Hörnern fassen. Scheu oder Angst gab ihr Kraft, sich gegen mein Festhalten zu wehren. Die kleine Ziege rannte der Mutter hinterher, suchte mit instinktivem Gespür die gesunde Zitze und mit kräftigen Stößen ans Euter begann sie zu trinken. Dieses Stillstehen wollte ich ausnutzen um die Ziege zwischen meine Beine zu klemmen und mit dem Melken zu beginnen. Aber, ihr hungriges Kind im Stich lassend, begann sie aufs Neue im Garten zu kreisen. Ich versuchte, die Ziege in einer Zaunecke festzuhalten und kniend mit dem Melken zu beginnen. Sie schlug mit dem Bein aus und entwischte mir wieder. Mit den Hörnern ging sie nicht auf mich los.

Als Kind hatte ich ein nie vergessenes Erlebnis mit dem jungen Ziegenbock des Nachbarn. Jeden Morgen wenn ich zur Schule ging stand er, den Kopf nach unten gesenkt, die Hörner waagerecht auf mich gerichtet, in angreifender Stellung vor der geöffneten Stalltür und sprang auf mich zu. Schreiend rannte ich zurück. An der Hand meiner Mutter passierte ich den Ziegenbock, der mit erhobenem Kopf still da stand, unschuldig vor sich hinstierend, als ob er kein Wässerchen trüben könnte. Nach einigen Tagen hatte der Nachbar wohl ein Einsehen oder meine Eltern sprachen mit ihm und der Ziegenbock kreuzte meinen Weg nicht mehr. Warum er ausgerechnet mich angriff, weiß ich bis heute nicht. Vielleicht wollte er auch nur spielen, von Kind zu Kind.

Die ägyptische Ziege jedenfalls stand lauernd am Zaun, mich misstrauend beäugend, um gleich los zu rennen, sobald ich mich ihr näherte. Nach einer halben Stunde gab ich auf. Sie begann zu blöken. Vielleicht schmerzte das volle Euter? Glücklicherweise kam der Gärtner früher als gewöhnlich. Er drängte die Ziege in eine Ecke, hielt sie fest, und ich begann kniend zu melken. Ziehen, stoßen, ziehen, stoßen. Das Zicklein drängelte sich dazwischen und begann an der anderen Zitze zu saugen. Bascha, der kleine Schäferhund sprang über den Zaun, schubste ungestüm mit seiner Schnauze das Milchgefäß an, sodass sich der Inhalt über meine Kleidung ergoss. In den nächsten Tagen sperrte ich diesen kleinen Wildfang jedes Mal vor dem Melken ein. Mit des Gärtners Hilfe, Mansur war ein hilfsbereiter, liebenswürdiger Kerl, konnte ich die Ziege jeden Morgen und Abend problemlos melken.

Die drei Katzen wurden abends in einen Raum gesperrt, damit sie nachts nicht beim Herumstreunen von einem Fuchs, den es in der Wüste gab, angefallen werden konnten. Mit der klappernden Trockenfutterbüchse lockte ich sie bei Anbruch der Dunkelheit herbei. Jede Katze hatte ihren eigenen Fressnapf. Wenn alle Katzen zur gleichen Zeit kamen, war es einfach. Während sie genüsslich fraßen, konnte ich die Tür schließen. Sobald aber eine Katze fehlte, hatten die anderen beiden den dritten gefüllten Futternapf ihrer fehlenden Artgenossin auch leer gefressen, und ich musste ihn beim Erscheinen der Ausreißerin neu füllen. Morgens, wenn ich die Tür öffnete, schlichen sie ungeduldig um mich herum, bis ich, geschützt vor Paschas Habgier, die Näpfe gefüllt hatte und sie zufrieden mit vollem Bauch gemächlich in den Garten verschwanden.

Dann waren da noch die drei Schildkröten. Deren Versorgung war am einfachsten. Doch sollte sich herausstellen, dass gerade mit ihnen während meiner Zeit des Tierhütens die ärgerlichste Sache passierte. Die zwei erwachsenen Schildkröten, das größere Weibchen und das kleinere Männchen, hatten ihren abgegrenzten Raum im Garten. Ein paar Salatblätter und frisches Wasser war alles, was sie brauchten. Während des Tages sah ich immer wieder nach den beiden, um mich ihrer Anwesenheit zu vergewissern oder ob sie nicht doch durch irgendeine Lücke im Zaun das Weite in der Wüste gesucht hatten. Sie waren leicht zu entdecken hinter einem Stein oder unter einem Gebüsch, und das dumpfe Klacken, das ich hörte wenn sie sich paarten, verriet, dass alles in Ordnung war. Das Ergebnis dieses Klackens, Monate zuvor, war eine niedliche kleine Schildkröte, nicht größer als ein Maria-Theresien-Taler. Eine Katze hatte sie vor die Tür gelegt. In einem eigens vom Handwerker angefertigten großen Glaskasten, den oben ein Drahtgitter bedeckte, zum Schutz vor den Katzen, tapste sie glücklich zwischen Steinen und Stöcken und Grünzeug umher. Das Terrarium stand im Innenhof des Hauses und so war die Pflege und Betreuung dieses Babys keine Mühe.

Der Tag der Rückkehr der Freundin war gekommen. Ich war erleichtert meinen ungewohnten, inzwischen recht gut bewältigten Pflichten enthoben zu werden. Es hatte Spaß gemacht, nur meine Welt war es nicht.

Beim Inspizieren der beiden Schildkröten konnten wir das Männchen nicht entdecken. Aber wir machten uns keine Sorgen, denn am Abend zuvor waren beide noch friedlich in ihrem Bereich, und es kostete jedes Mal ein wenig Zeit, sie in ihren Verstecken aufzuspüren. Am Abend war die Schildkröte immer noch nicht zu sehen. In den folgenden bangen Tagen, ich war inzwischen in meine Wohnung zurückgekehrt, tauchte die Schildkröte nicht wieder auf. Ausgerechnet in meiner Obhut musste das passieren. Aber was hätte ich tun können, wenn sich nachts irgend ein Wüstenräuber die Schildkröte geholt hätte? Die Freundin hatte einen hässlichen Verdacht. Einen der beiden Nachtwächter, den jüngeren, hatte sie schon einige Male dabei ertappt, wie er sich verstohlen eine Bierbüchse oder ein paar Eier einsteckte. Das Geld ist bei den jungen Leuten knapp und die Schildkröten wurden gerade teuer gehandelt. Die Gelegenheit war günstig das Verschwinden der Schildkröte der neuen Aufsichtsperson anzulasten. Diese hatte einfach nicht genügend aufgepasst. Ich wollte es nicht glauben, denn dieser junge Mann war immer sehr freundlich und hilfsbereit. Die Freundin aber glaubte fest an ihre Vermutung. Bei einer Befragung der Umm Grun, einem bekannten Medium im Nachbardorf, das schon viele Erfolge verzeichnen konnte, verlorene oder gestohlene Dinge wieder aufzufinden, bestätigte diese Frau, dass die Schildkröte gestohlen wurde. Die Freundin sah sich in ihrer Befürchtung bestätigt und entließ den Nachtwächter, was sie schon lange tun wollte. So endete meine Tierhütertätigkeit mit einem kleinen bitteren Nachgeschmack, aber ich würde es wieder machen, nur dann hoffentlich ohne melken zu müssen.

 

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