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Leben in Luxor - TT223, Grab von Karachamun , Luxor Westbank (geschlossen)
von Claudia Ali,
Der Totenkult spielte im Alten Ägypten eine große Rolle, denn der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod war wichtiger Bestandteil der ägyptischen Kultur und Religion. Ursprünglich wurden nur Pharaonen in prunkvoll ausgeschmückten Grabanlagen mit kostbaren Grabbeigaben bestattet, doch im Lauf der Geschichte genossen auch Staatsbeamte dieses Privileg. Wenn ihre Gräber auch viel kleiner sind als die der Pharaonen - die Ausstattung war nach Leistung und Bedeutung der jeweiligen Person gestaffelt - so sind sie doch sehr sehenswert auf Grund der Andersartigkeit ihrer Grabmalereien.
Für die Toten gab es eigene Städte: Nekropolen (vom Altgriechischen "nekrós" = Toter und "polis" = Stadt). Im alten Ägypten lagen sie meist am linken (westlichen) Nilufer - dort wo die Sonne untergeht.
Grabanlagen in El-Asasif, im Hintergrund der Hatschepsut-Tempel, © Leben in Luxor
Das Grab von Karachamun (TT223) liegt im südlichen Asasif und ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Im Rahmen einer Konferenz des South Asasif Conservation Project (SACP) konnte es besichtigt werden.
Als die amerikanisch-ägyptische Mission des SACP unter Leitung von Elena Pischikova 2006 mit ihren Ausgrabungen im South Asasif begann, war die Situation verheerend: Die Gräber von Karachamun (TT223, 25. Dynastie), Karabasken (TT391, 25. Dynastie) und Irtieru (TT390, 26. Dynastie), die zum Teil noch im 19. Jahrhundert von Reisenden als besonders schön und sehenswert beschrieben worden waren, lagen unter meterhohem Schutt, den Regenfälle vom Berg hinein gespült hatten. Die Dorfbewohner und ihr Vieh lebten darin oder direkt darüber und beschädigten die Gräber zusätzlich durch Abwässer, Feuerstellen etc. Seitdem hat das Team, das nur während der Sommermonate vor Ort arbeitet, Unglaubliches vollbracht.
Blick auf die drei Gräber von Irtieru, Karachamun und Karabasken im South Asasif aus der Luft, © ASA Restoration Project
Karachamun (auch Karakhamun, Kerekh-Amun oder Kerker-Amun) war Erster 'ek'-Priester des Amun. Kein sehr imponierender Titel, daher nimmt man auf Grund der Größe seines Grabes an, dass er nahe Beziehungen zum königlichen Hof unterhielt.
Das Grab von Karachamun ist vermutlich das größte Grab im Asasif und wird auf die Regierungszeit von Shabaka und Shebitko datiert. Es ist das erste der Monumentalgräber aus der Spätzeit, das umfangreiche Dekorationen aus dem Ägyptischen Totenbuch enthält. Mehr als 55 Kapitel (darunter einige doppelt) konnten identifiziert werden - mehr als in jedem anderen Thebanischen Grab!
Grabungsgeschichte
Schon in der frühen 26. Dynastie versuchte der Wesir Nespakashuty das Grab von Karachamun für sich selbst zu usurpieren. Er wollte wohl zunächst in der Nähe seiner Mutter Irtieru begraben werden, daher hatte er begonnen, den Namen von Karachamun in Inschriften durch seinen eigenen zu ersetzen. Er gab dieses Vorhaben jedoch wieder auf. Der Eingangsbereich wurde in späterer Zeit aber tatsächlich für ein weiteres Begräbnis genutzt. Die Zeichnungen sind noch erkennbar.
Grab von Karachamun: Eingangsbereich mit Zeichnungen von Tänzerinnen, © SACP
Das Grab von Karachamun wurde erstmals in den 1820er Jahren von John Gardner Wilkinson besucht und beschrieben, danach taucht es in Reiseberichten von Robert Hay und James Burton auf. Karl Richard Lepsius, der in den 1840er Jahren vor Ort war, hinterließ eine umfangreichere Beschreibung des damaligen Zustands.
Grab von Karachamun vor Beginn der Ausgrabungen, © SACP
2006 begann das SACP mit den Ausgrabungs-, Konservierungs- und Rekonstruktionsarbeiten.
Grundriss und Architektur
Das Grab von Karachamun ist ein sogenanntes Tempelgrab. Der Begriff steht für die monumentalen Grabbauten, die erstmals in der 25. Dynastie in Theben Verwendung fanden. Charakteristisch dafür sind Eingangspylone, große Höfe und Schreine. In Karachamuns Grab gehen zwei offene Säulenhallen in den eigentlichen Grabtrakt über, der aus einer Treppe, einer Vorkammer, einem Schacht und einer Grabkammer mit einer astronomischen Decke besteht.
Grundriss des Grabes von Karachamun nach Porter & Moss
Die Erste Säulenhalle folgt dem üblichen Design. Die südwestliche Ecke wurde gegen Ende der Spätzeit für ein weiteres Begräbnis genutzt. In der Zweiten Säulenhalle befindet sich über dem Architrav ein ungewöhnlicher Sims (cavetto cornice). Die Säulen hier sind verglichen mit der Ersten Säulenhalle kleiner. In einer Seitenkammer war wahrscheinlich ein Verwandter von Karachamun begraben. Das Sanktuar besteht aus einer Nische, in der eine Osiris-Statue stand. Eine lange, steile Treppe führt hinunter zur 2010 entdeckten Grabkammer.
Grab von Karachamun: Erste Säulenhalle • Kopf von Karachamun auf der Ostwand der Ersten Säulenhalle (Opferszene), © SACP
Ausgrabung und Restaurierung
Beide Säulenhallen des Grabes waren unter meterhohem Schutt begraben, die Säulen samt Decke eingestürzt. Der Großteil der fein gearbeiteten Reliefs war in Tausende Teile zersplittert. Eine Opferszene auf der Ostwand der Ersten Säulenhalle bildet eine Ausnahme. Sie zeigt Karachamun bei einem Opferritual und, unter seinem Stuhl, seinen Hund - eines von vielen ikonographischen Motiven, die aus dem Alten Reich stammen.
Grab von Karachamun: Karachamun mit seinem Hund (s. Pfeil), © SACP
Das winzige Relief des Hundes avancierte zum Logo des South Asasif Conservation Project:
Grab von Karachamun: Karachamuns Hund, unter dessen Stuhl liegend, © SACP
Die Freilegung der beiden Säulenhallen förderte Tausende von Relief-Fragmenten zu Tage. Sie zu ihren ursprünglichen Bildern zusammenzusetzen, ist wie ein gigantisches Puzzle:
Grab von Karachamun: Fragmente eines Reliefs - Opferträger mit Reh, © SACP
Das South Asasif Conservation Project verwendet für seine Rekonstruktionen die ursprünglichen Materialien. Die beschädigten Kalksteinpfeiler im Grab von Karachamun werden daher mit Kalkstein wiederhergestellt und die gefundenen Fragmente passgenau eingefügt - die Steinblöcke auf dem Bild unten sind das "Lager". Diese Methode hat den Vorteil, dass sich später gefundene Bruchstücke nachträglich einfügen lassen, was bei einer Rekonstruktion mit Zement nicht möglich ist.
"Mysteriöse" Riesensteine im South Asasif, © Leben in Luxor
Grab von Karachamun: Rekonstruierte Pfeiler in der Ersten Säulenhalle, © SACP
Das Grab von Karachamun in den News
Fund der Grabkammer
Am 15.06.2010 gab der SCA den Fund der Grabkammer von Karachamun bekannt. Das Ausgrabungsteam hatte sie am Ende eines 8 Meter langen Schachtes entdeckt. Für den Abstieg benutzt das Arbeiterteam zwei mit Stricken aneinander gebundene Metallleitern.
Foto eines ähnlichen Schachts mit Leiter aus einem anderen Grab, © MoA
In der Grabkammer befanden sich die Mumienreste von zwei Erwachsenen und einem Kind. Die Decke ist mit wundervollen astrologischen Szenen in leuchtenden Farben geschmückt:
Grab von Karachamun: Bildnis der Göttin Nut in der Grabkammer, © SACP
Grab von Karachamun: Götterdarstellungen in der Grabkammer, © SACP
Grab von Karachamun: Bildnis der Göttin Nut an der Decke der Grabkammer, © Miguel Ángel Molinero Polo
Die Wände der Haupt-Grabkammer im Grab von Karachamun sind bedeckt mit der Vignette von Spruch 125 des Ägyptischen Totenbuchs. Auf der Westwand neben der Tür ist der Verstorbene beim Eintreten in die Halle der beiden Wahrheiten (Ma'atj) zu sehen, ihm gegenüber die 42 Totenrichter. Die Darstellung reicht über die restliche Westwand, die Süd- und Nordwand bis zur äußeren Ostwand. Alle traditionellen Darstellungselemente des Spruchs sind vertreten: das Wiegen des Herzens (leider schwer beschädigt) sowie der Verstorbene mit den Göttern Osiris, Thot und Ammit.
Rekonstruktion der Zweiten Säulenhalle
Am 24. September 2016 wurde die fertig gestellte rekonstruierte Zweite Säulenhalle des Grabes von Karachamun eingeweiht. Hier im Bild ist der Eingang zu sehen:
Blick auf das Tor zur Zweiten Säulenhalle im September 2016, © Leben in Luxor
Die Zweite Säulenhalle war der am wenigsten erhaltene Teil des Grabes von Karachamun. Da sie als Steinbruch für andere Bauten benutzt wurde, blieb nur wenig Originalmaterial an Ort und Stelle, mit dem und um das herum die Säulenhalle rekonstruiert werden konnte. Die Originalsteine sind an ihrer dunkleren Farbe zu erkennen:
Arbeiten an der Zweiten Säulenhalle im Mai 2016, © SACP
Grab von Karachamun - Zweite Säulenhalle im September 2016, © SACP
Zum Blog der Mission des South Asasif Conservation Project
Literatur
Bertha Porter & Rosalind L. B. Moss: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings, vol. I: The Theban Necropolis, pt. 1: Private Tombs, 1970
Friederike Kampp: Die thebanische Nekropole - zum Wandel des Grabgedankens von der XVIII. bis zur XX. Dynastie, 2 Teile 1996
Elena Pischikova: Early Kushite Tombs of South Asasif, in: British Museum Studies in Ancient Egypt and Sudan, vol. 12, 2009, p. 11–30
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