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• unweit vom Nil / Banana Island |
Leben in Luxor - TT33, Grab von Padiamenope , Luxor Westbank (geschlossen)
von Claudia Ali, 27.09.18
Der Totenkult spielte im Alten Ägypten eine große Rolle, denn der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod war wichtiger Bestandteil der ägyptischen Kultur und Religion. Ursprünglich wurden nur Pharaonen in prunkvoll ausgeschmückten Grabanlagen mit kostbaren Grabbeigaben bestattet, doch im Lauf der Geschichte genossen auch Staatsbeamte dieses Privileg. Wenn ihre Gräber auch viel kleiner sind als die der Pharaonen - die Ausstattung war nach Leistung und Bedeutung der jeweiligen Person gestaffelt - so sind sie doch sehr sehenswert auf Grund der Andersartigkeit ihrer Grabmalereien.
Für die Toten gab es eigene Städte: Nekropolen (vom Altgriechischen "nekrós" = Toter und "polis" = Stadt). Im alten Ägypten lagen sie meist am linken (westlichen) Nilufer - dort wo die Sonne untergeht.
Grabanlagen in El-Asasif, im Hintergrund der Hatschepsut-Tempel, © Leben in Luxor
Das Grab von Padiamenope (TT33) liegt im nördlichen Asasif und ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Im Rahmen einer Konferenz des South Asasif Conservation Project (SACP) konnte es besichtigt werden.
Padiamenope war Prophet, Priester und Erster Vorleser Ende der 25., Anfang der 26. Dynastie. Seine riesige Grabanlage links von der Auffahrt zum Hatschepsut-Tempel wird zu Recht als "Grabpalast" bezeichnet. Sie ist mit 1062 m² Grundfläche und 2600 m² Wandfläche die größte der gesamten thebanischen Nekropole - größer als jedes pharaonische Grab! Sie besteht aus 22 Räumen, über hundert Meter langen Gängen und drei Stockwerken, die bis zu 20 Meter unter der Erdoberfläche über gefährliche Schächte verbunden sind.
Grabungsgeschichte
Das Grab von Padiamenope faszinierte die ersten Ägypten-Reisenden und schon bald haftete ihm der Mythos eines gefährlichen Labyrinths an. Im Jahr 1881 startete Johannes Dümichen, Gründer des Institutes für Ägyptologie von Straßburg, das mutige Unterfangen einer vollständigen Edition des Grabes und seiner Dekorationen.
Zeichnungen aus: Johannes Dümichen - Der Grabpalast des Patuamenap in der thebanischen Nekropolis, 1884
Was Dümichens Arbeit extrem erschwerte, war die Tatsache, dass das Grab von Padiamenope von Zehntausenden von Fledermäusen bewohnt wurde. Ihre Exkremente verunreinigten die Luft mit Ammoniak. Er schrieb in seinem Buch (s. Literaturliste):
In altägyptischer Zeit, wenn die Räume dieses aus dem Felsen gehöhlten Grabpalastes am Tage des Begräbnisses und ebenso an den Todtenfesttagen, wie aus den Inschriften ersichtlich, durch Sprengen von frischem Wasser Kühlung erhielten und von dem Dufte des ägyptischen Räucherwerkes und allerlei wohlriechender Essenzen erfüllt waren, da mag das Verweilen daselbst kein unangenehmes gewesen sein, heute aber wo jenes die Luft frisch machende Wassersprengen fehlt und wo an Stelle der weltberühmten Wohlgerüche Milliarden von Fledermäusen, die hier ihre Wohnstätte haben, eine wahrhafte Pestluft verbreiten und obendrein noch, sobald sie durch die Lichter aufgescheucht, dann unaufhörlich den ihren Schlaf Störenden in wüstem Geflatter umsausen, da kostet es in der That grosse Ueberwindung, unter so ungünstigen Verhältnissen monatelang bei der Arbeit in jenen Räumen auszuharren. |
Dümichen ließ sich nicht entmutigen. 1884 und 1885 erschienen die ersten beiden Bände, die dem Grabpalast von Padiamenope gewidmet waren. Leider starb er 1894, als erst 18% des epigraphischen Materials veröffentlicht war. Um die Fledermäuse loszuwerden, beschloss die Altertümerbehörde, den größten Teil des Grabmals zu versiegeln. Nur die ersten drei Räume blieben offen. Sie wurden in ein Antiquitätenlager umgewandelt. In der Folgezeit blieb das Grab mit wenigen Ausnahmen für Forscher unzugänglich. 1976 führte Diethelm Eigner eine sehr genaue architektonische Untersuchung des Grabes durch, die 1984 veröffentlicht wurde.
Grab von Padiamenope: Hof und Eingang, © Silvia Einaudi, IFAO
Im Jahr 2003 nahm das Institut d'égyptologie de l'université Marc Bloch (Strasbourg 2) unter der Leitung von Claude Traunecker das Projekt von Johannes Dümichen wieder auf. 2004 begannen die Vorbereitungsarbeiten mit der Unterstützung des Institut français d'archéologie orientale (IFAO). Die zweckentfremdeten Räume des Grabes wurden wieder ausgeräumt und die 2000 dort aufbewahrten Objekte gereinigt, wenn nötig restauriert, fotografiert, katalogisiert und in ein Lagerhaus gebracht. Am 5. Dezember 2005 wurde die zugemauerte Tür von Raum IV, die Zugang zum Rest des Grabes gewährte, aufgebrochen. Ein Filmteam der elsässischen Produktionsfirma Seppia verfolgte dieses Ereignis. 2006 startete die epigraphische Erforschung des Grabes, die Reinigungs- und Restaurierungsarbeiten begannen 2009.
Da das Fledermaus-Problem nach wie vor besteht, ist die Arbeit nur mit Atemschutz und Schutzkleidung möglich:
Grab von Padiamenope: Mitglieder der epigraphischen Mission bei der Arbeit in Kammer I, © Isabelle Régen, 2017
Padiamenope
Vor der Wiedereröffnung des Grabes 2005 war nur wenig über Padiamenope, der auch unter den Namen Patuamenap, Padiamenipet, Pedamenopet, Pediamenopet, Padiamenopea, Petamenofi, Peduamenophis oder Petamenophis zu finden ist, bekannt, nur dass er Archivar und Sekretär eines nicht näher bezeichneten Pharaos war. Außer dem Namen seiner Mutter gab es keinen Hinweis auf seine Vorfahren. Ein Fragment gab schließlich Aufschluss darüber, dass Padiamenope aus einer lokalen Priesterfamilie für den Gott Montu stammte. Nach neuen Erkenntnissen war Padiamenope ein Gelehrter, der sich auf königliche Rituale spezialisiert hatte. Er war sozusagen einer der ersten Religionshistoriker. Er beschäftigte sich mit den alten Bestattungstexten der Königsgräber und könnte sogar der Autor modernisierter Versionen und Zusammenfassungen dieser Texte gewesen sein. Der völlig untypische Grundriss seines Grabmals mag sich aus seinem Wunsch erklären, die Früchte seiner Forschung an zukünftige Generationen weiterzugeben. Sein Grab war damit nicht nur eine Begräbnisstätte, sondern auch eine Bibliothek aus Stein.
Würfelstatue des Petamenophis, Granit, Neues Museum Berlin
Grundriss
Der Grundriss gliedert sich in einen Pylon, einen Vorhof, mehrere Pfeilerhallen, einen Lichthof sowie die Grabkammer. Über dieser befindet sich ein aus dem Fels geschlagener, blockförmiger Sarkophag mit Figuren von Schutzgöttinnen an allen vier Ecken, wie man es von pharaonischen Sarkophagen der 18. Dynastie kennt.
Grab von Padiamenope: Grundriss, © Claude Traunecker nach Diethelm Eigner
Grabarchitektur
Padiamenope ließ sich für die bemerkenswerte Architektur voller Drehungen und Wendungen, Fallen und Sackgassen von sehr alten Vorbildern inspirieren. Teile seines Grabes sind Neufassungen von Denkmälern des Alten und des Neuen Reichs. Kammer III sieht aus wie eine für die Mastabas des Alten Reiches typische Kultkammer. Die Kammern VI bis IX lassen den Abstieg und das Gewölbe eines Pharaonengrabes im Tal der Könige wiederaufleben. Kammer X und XI sind den Begräbnisstätten einer Pyramide der 5. oder 6. Dynastie nachempfunden. Die Kammern XI bis XVI, die durch eine gemeinsame Tür verschlossen und nur ausgewählten Besuchern vorbehalten waren, sind sowohl ein Ausstellungsort für Padiamenopes eigene literarische Texte als auch ein kleines Modell eines Osiris-Scheingrabs (Kenotaph).
Grab von Padiamenope: Korridor XIII und Südseite des Kenotaphs (Scheingrab für Osiris), © Claude Traunecker
Die Kapellen XIV bis XVI, die an das Scheingrab angrenzen, sind ebenfalls Osiris gewidmet, genauer gesagt der Vorbereitung seiner Mumie. Der private Teil von Padiamenopes Grab besteht aus mehreren aufeinander folgenden Gewölben - wahrscheinlich um Grabschänder abzuschrecken.
Die Wände des Grabes von Padiamenope sind mit Bildern und Texten aus dem Amduat, dem Pfortenbuch, dem Ägyptischen Totenbuch, dem Höhlenbuch und dem Buch von der Erde geschmückt.
Grab des Padiamenope: z.T. gereinigtes Relief eines Mundöffnungsrituals, © IFAO
Projekt-Website des Institut français d'archéologie orientale (IFAO)
Literatur
Bertha Porter & Rosalind L. B. Moss: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings, vol. I: The Theban Necropolis, pt. 1: Private Tombs, 1970
Friederike Kampp: Die thebanische Nekropole - zum Wandel des Grabgedankens von der XVIII. bis zur XX. Dynastie, 2 Teile 1996
Johannes Dümichen: Der Grabpalast des Patuamenap in der thebanischen Nekropolis in volständiger Copie seiner Inschriften und bildlichen Darstellungen und mit Übers. und Erl. derselben.
Bd. 1.: Inschriften über Titel und Würden der Verstorbenen und Verzeichnis der alljährlichen Todtenfesttage. 1884
Bd. 2: Darstellungen und Inschriften der Zimmer V, IV, III. 1885
Bd. 3: 12 einfache und 19 Doppeltafeln. 1894
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