• von Luxor/Esna nach Assuan |
• ab Assuan oder Abu Simbel |
• paradiesische Lage direkt am Nil |
• unweit vom Nil / Banana Island |
Leben in Luxor - TT312, Grab von Nespakashuty , Luxor Westbank (geschlossen)
von Claudia Ali, 25.09.18
Der Totenkult spielte im Alten Ägypten eine große Rolle, denn der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod war wichtiger Bestandteil der ägyptischen Kultur und Religion. Ursprünglich wurden nur Pharaonen in prunkvoll ausgeschmückten Grabanlagen mit kostbaren Grabbeigaben bestattet, doch im Lauf der Geschichte genossen auch Staatsbeamte dieses Privileg. Wenn ihre Gräber auch viel kleiner sind als die der Pharaonen - die Ausstattung war nach Leistung und Bedeutung der jeweiligen Person gestaffelt - so sind sie doch sehr sehenswert auf Grund der Andersartigkeit ihrer Grabmalereien.
Für die Toten gab es eigene Städte: Nekropolen (vom Altgriechischen "nekrós" = Toter und "polis" = Stadt). Im alten Ägypten lagen sie meist am linken (westlichen) Nilufer - dort wo die Sonne untergeht.
Grabanlagen in El-Asasif, im Hintergrund der Hatschepsut-Tempel, © Leben in Luxor
Das Grab von Nespakashuty (TT312 bzw. MMA 509a) liegt in Deir el-Bahari und ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Im Rahmen einer Konferenz des South Asasif Conservation Project (SACP) konnte es besichtigt werden.
Grab von Nespakashuty: Info-Tafel, © Leben in Luxor
Nespakashuty (auch Nespakaschuti, Nespeqashuty, Nesipaqashuty, Nesisepek, Espeqasuti oder Espekashuti) lebte in der 26. Dynastie und war wie sein Vater Nespamedu Wesir (da 3 seiner Vorgänger denselben Namen trugen, wird er auch als Nespakashuty "D" bezeichnet). Er war außerdem Vorsteher von Oberägypten, Bürgermeister von Theben und oberster Aufseher über die Amun-Priester.
Nespakashuty bekleidete seine Ämter unter Psammetich I., dem 1. Pharao der 26. Dynastie, zeitgleich mit Monthemhat (TT34), jedoch war er längst nicht so erfolgreich wie dieser. Ursprünglich wollte sich Nespakashuty im Asasif im Grab von Karachamun bestatten lassen, wohl um seine letzte Ruhestätte in der Nähe seiner Mutter Irtieru zu finden. Diese Idee gab er jedoch auf. Er usurpierte stattdessen ein Grab aus der der 11. Dynastie in Deir el-Bahari und baute es 656 - 650 v. Chr. um. Ein Grund mag gewesen sein, dass er von seinem neuen Grabstandort aus hoch oben an der nördlichen Bergwand des Talkessels auf Monthemhats Grab weit unten im Tal an der Auffahrt zum Hatschepsut-Tempel herabblicken konnte... Für die Grabdekoration benutzte er ikonographische Motive des Alten Reiches. Die Lehmziegelfassade des alten Grabes ersetzte er durch einen 13 Meter breiten Pylon.
Lage des Grabes von Nespakashuty, © Leben in Luxor
Grabungsgeschichte
Das Grab von Nespakashuty wurde von der Egyptian Expedition des Metropolitan Museum of Art (MMA) unter der Leitung von Herbert E. Winlock in den Jahren 1922 bis 1923 ausgegraben.
Grab von Nespakashuty, © MMA Egyptian Expedition 1922-1923
Eingang zum Grab von Nespakashuty, © MMA Egyptian Expedition 1922-1923
Als Winlock das Grab entdeckte, waren in der Ersten Kammer sämtliche Reliefs von den Wänden gefallen. Da die Steinqualität der Wände im Grab sehr schlecht war, hatte Nespakashuty die Dekoration der Wände auf neuen Steinen anbringen und diese an den ursprünglichen Wänden befestigen lassen. Winlock vermutete, dass ein gewaltiges Feuer in der unterirdischen Grabkammer das gesamte Grab derart erhitzt hatte, dass die Steine herabfielen und zersprangen.
Grab von Nespakashuty: Erste Kammer bei ihrer Entdeckung durch Winlock, © MMA Egyptian Expedition 1922-1923
Die Steinfragmente wurden in 115 Kisten gepackt und 1926 in die USA verschifft. 20 Jahre später wagte das MMA den Versuch, diese Bruchstücke wieder zusammenzusetzen. Da sich die Wände jedoch nur in Teilen rekonstruieren ließen, beschränkte sich das Museum weitere 10 Jahre später auf die fast vollständige Westwand und gab die Fragmente der übrigen Wände an andere Institutionen ab. 63 große Fragmente des nördlichen Teils der Westwand sind seit 1976 im MMA ausgestellt.
Kalksteinblöcke aus dem Grab von Nespakashuty im Metropolitan Museum of Art
Die Reliefblöcke sind heute insgesamt auf 9 amerikanische Museen verteilt. Das Brooklyn Museum of Art besitzt Teile der südlichen und mittleren Westwand sowie ein paar Blöcke der Ostwand. Weitere Blöcke dieser Wand befinden sich im Oriental Institute Museum der Unversity of Chicago, die dekorierte nördliche Tür weilt hingegen im Princeton Unversity Art Museum.
Kalksteinblöcke aus dem Grab von Nespakashuty im Brooklyn Museum
Immerhin blieben die Fragmente des dekorierten Eingangs bei der Fundteilung vor Ort. Das eindrucksvolle Eingangstor zum Grab von Nespakashuty wurde von der Mission des MMA und des American Research Center in Egypt (ARCE) unter Leitung von Elena Pischikova in den Jahren 2004 bis 2005 rekonstruiert.
Grab von Nespakashuty: Rekonstruierter Grabeingang, © Leben in Luxor
Grundriss und Architektur
Plan des Grabes von Nespakashuty, Zeichnung: Barry Girsh nach Lindsley F. Hall
Die Erste Kammer des Grabes von Nespakashuty ist 10 Meter lang und hat eine gewölbte Decke. Ihre Dekoration wurde nie vollendet. Im Norden führt ein Gang in die Zweite Kammer. Sie besitzt 6 Seitenkammern, von denen drei unvollendet blieben.
Grab von Nespakashuty: Zweite Kammer, © MMA Egyptian Expedition 1922-1923
Eine Treppe führt hinunter zur eigentlichen Grabkammer, die aus 3 Räumen besteht. Da das Grab nicht fertiggestellt wurde und nur eine mäßige Größe besitzt, nimmt man an, dass Nespakashuty eine recht kurze Karriere hatte und jung starb.
Funde
Kuhkopf
Winlock hatte, als er Nespakashutys Grab ausgrub, auch diesen Kuhkopf, der sich ursprünglich über einer verhüllten Statue befunden hatte, gefunden. Die Kuh, ein Symbol für die Göttin Hathor, war dargestellt, als käme sie direkt aus der Scheintür der nördlichen Wand der Zweiten Kammer, und die gegen ihre Brust gelehnte Figur zeigte Nespakashuty, den sie beschützte.
Kalkstein mit Spuren von Farbe, Höhe: 22 cm, Metropolitan Museum of Art
Sarg
Er soll sich im Luxor Museum befinden.
Göttin Isis auf dem äußeren Sarg von Nespakashuty, © Egypt-Museum.com
Ushebtis
Fayence, Höhe: 8,5 cm, Metropolitan Museum of Art
Literatur
Bertha Porter & Rosalind L. B. Moss: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings, vol. I: The Theban Necropolis, pt. 1: Private Tombs, 1970
Friederike Kampp: Die thebanische Nekropole - zum Wandel des Grabgedankens von der XVIII. bis zur XX. Dynastie, 2 Teile 1996
Elena Pischikova: Reliefs from the Tomb of the Vizier Nespakashuty: Reconstruction, Iconography, and Style, in: The Metropolitan Museum Journal, vol. 33, 1998
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