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Leben in Luxor - Ramesseum, Totentempel Ramses II., Luxor Westbank
von Claudia Ali, 02.05.11; mehrfach, überarbeitet; Ergänzung der Bildergalerie am 10.01.17
Ramses II. (1279–1213 v. Chr., 19. Dynastie) war einer der bedeutendsten Pharaonen. Während seiner 67 Jahre währenden Regierungszeit erreichte Ägypten eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte, wie sie nach ihm nie mehr erreicht wurde. Seine Bautätigkeit war die umfangreichste aller Pharaonen. Er hinterließ gleich 2 Totentempel: einen in Abydos und einen in Theben, der heutigen Westbank von Luxor: das Ramesseum.
Ramesseum aus der Luft, © Leben in Luxor
Ursprünglich verband ein System von Kanälen die königlichen Totentempel mit dem Nil. In einem Totentempel wurden auch schon zu Lebzeiten des Pharaos rituelle Handlungen der Reinigung und Opferung vollzogen. Nach dessen Tod dienten sie dazu, seine Wiedervereinigung mit der höchsten Gottheit zu erreichen. Im Neuen Reich war das die thebanische Göttertriade Amun, Mut und Chonsu.
Ramesseum, im Vordergrund Ruinen von Lagerräumen, © Leben in Luxor
Das Wort "Ramesseum" geht auf Jean-François Champollion zurück, der 1829 Ramses' Kartuschen im bis dahin "Memnonium" genannten Tempel entdeckte.
Der Tempel, ein Millionenjahrhaus, liegt an der Straße gegenüber von Scheich Abd el-Qurna. Er diente später als Vorbild für den Tempel von Ramses III. in Medinet Habu.
Grundriss
Ramesseum - Grundriss A Erster Pylon
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Die noch erhaltenen Tempelteile sind dick schwarz gekennzeichnet.
Geschichte
Wie Sie dem Plan oben entnehmen können, sind leider nur noch wenige Bereiche des Tempels erhalten. Ursprünglich umfasste er einschließlich aller hier nicht verzeichneten Nebengebäude eine Fläche von ca. 6 Hektar. Aus einem Bericht, den der Schatzhausvorsteher des Ramesseums im 24. Regierungsjahr von Ramses II. verfasste, geht hervor, dass zu dieser Zeit 48.190 Menschen im Tempel arbeiteten - und dabei zählte er nur die Getreidebauern, Ziegenhirten, Geflügelhalter und Eselshüter!
Rekonstruktion des Ramesseums nach Jean-Claude Golvin
Description de l'Égypte: Längsschnitt, 1812
li.: Description de l'Égypte: Memnonium - vue perspective l'intérieur coloriée du temple de l'ouest, 1812;
re.: Karl Richard Lepsius: Säulen aus der Halle des Tempels Ramses II. (aus: Denkmaeler aus Aegypten und Aethiopien, 1849-1856)
Das Ramesseum wurde noch lange nach dem Tod Ramses II. (bis zur 21. Dynastie) als Kultbau genutzt. Danach begann der allmähliche Niedergang. Von der 22.-25. Dynastie wurden v.a. die Außenbereiche des Tempels als Friedhofserweiterung für die gegenüberliegende Nekropole genutzt. In die Böden von Magazinen und Kapellen wurden Grabschächte gehauen. Ab der 26. Dynastie diente das Ramesseum als Steinbruch für andere Bauten. Das war durchaus üblich: Auch Ramses II. hatte sich für den Bau des Ramesseums bei seinen Vorgängern bedient. In der koptischen Zeit wurde der Sternensaal (J) zur Kirche umgebaut.
Ramesseum, aus: Picturesque Palestine, Sinai and Egypt. Edited by Charles Wilson 1881
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fanden unter der Leitung von Howard Carter die ersten Restaurierungsmaßnahmen im Ramesseum statt. Seit einigen Jahrzehnten arbeiten dort französische und ägyptische Ägyptologen-Teams säubernd, dokumentierend, konservierend, restaurierend und rekonstruierend. 1989 wurde die Gesellschaft zur Sicherung des Ramesseums (L'Association pour la Sauvegarde du Ramesseum) gegründet, die unter dem Titel Memnonia jährliche Berichte herausgibt.
Gerne organisieren wir für Sie ein individuelles Besichtigungsprogramm in Luxor, das das Ramesseum mit einschließt. Schreiben Sie uns!
Rundgang
Erster Pylon (A), Erster Hof (B) und Palast (C)
Wir betreten den Tempelbezirk von der der Straße abgewandten Seite her und gelangen direkt in den Ersten Hof. Der Erste Pylon, der ursprüngliche Tempeleingang, der über einen Kanal mit dem Nil verbunden war, liegt nun zu unserer Linken. Die Ostseite des Pylons ist vollständig zerstört (seine Steinblöcke liegen noch im Schlamm des umgebenden Farmlands begraben), die Westseite ist mit Darstellungen der Schlacht von Qadesh geschmückt, die Ramses II. 1274 v. Chr. gegen die Hethiter führte.
Erster Pylon von Westen, © Leben in Luxor
Erster Pylon von Süden, © Leben in Luxor
Erster Pylon von Osten, © Leben in Luxor
Erster Pylon von Norden, © Leben in Luxor
Die wenigen Überreste des Lehmziegel-Palastes (C), der durch eine doppelte Kolonnade vom Ersten Hof getrennt war, befinden sich direkt vor uns. Der Palast diente zu Lebzeiten Ramses II. als Sakristei. Der Pharao wohnte dort Kulthandlungen bei und hielt sich während tagelanger Zeremonien ganz dort auf. Zu bestimmten Anlässen zeigte er sich in einem Erscheinungsfenster, das sich zum Ersten Hof öffnete.
Der Palast bestand aus einem riesigen Vestibül mit 16 Säulen, einem Thronsaal mit 4 Säulen, 12 seitlichen Räumen und mehreren Wohnräumen, die sich dort befanden, wo heute die Häuser Qurnas zu sehen sind.
Königlicher Palast, © Leben in Luxor
Zu unserer Rechten erstreckt sich der Tempel selbst:
Ramesseum vom Eingang aus gesehen, © Leben in Luxor
Koloss von Ramses II. (D)
Im Ersten Hof - vor dem Zweiten Pylon - standen einst zwei Kolossalstatuen aus Granit. Die 9 Meter hohe Statue zeigte Ramses' Mutter Tuya. Die Sitzfigur von Ramses II.(D) war aus einem einzigen Stein gehauen. Sie maß ursprünglich 17,5 Meter in der Höhe und wog über 1000 Tonnen. Allein ein Ohr der Statue war 1 Meter lang. Vermutlich stürzte die Statue irgendwann nach dem 1. Jh. n. Chr. aus unerklärlichen Gründen um und zerbarst in viele Teile. Heute liegen die Überreste des berühmten Kolosses im Sand - Kopf und Torso mit dem Gesicht nach oben am Boden, während sich die Füße und der Sockel noch an Ort und Stelle befinden.
Kolossalstatue Ramses II. vom Ersten Hof aus gesehen, © Leben in Luxor
Weitere Statuenfragmente, © Leben in Luxor
Zweiter Pylon (E) und Zweiter Hof (F)
Eine Rampe verbindet den Ersten Hof mit dem höher gelegenen Zweiten Hof. Der Zweite Pylon ist nicht mehr erhalten. Auch von den umlaufenden Kolonnaden des Zweiten Hofes mit Papyrus-Säulen (im Norden und Süden) und Osiris-Pfeilern (im Osten und Westen) existiert nur noch ein Bruchteil.
Zweiter Hof: Blick nach Osten zur zerbrochenen Kolossalstatue Ramses II., © Leben in Luxor
Vor der westlichen wiederum erhöhten Vestibül-Galerie (H), zu der 3 Rampen führen, stehen die Überreste zweier Granitstatuen von Ramses II. Der obere Teil der linken Statue (G) wurde 1816 von Giovanni Belzoni nach England abtransportiert und dem British Museum geschenkt.
Zweiter Hof: Blick nach Westen mit Vestibül und zwei Statuenfragmenten, © Leben in Luxor
Agostino Aglio: Mode in which the young Memnon's head was removed by Belzoni, 1816, aus: Plates illustrative of the researches and operations of G. Belzoni in Egypt and Nubia,1820 & ihr Standort im British Museum
Vestibül mit Unterleib der linken und Kopf der rechten Statue von Ramses II., © Leben in Luxor
Detail eines Osirispfeilers des Vestibüls, © Leben in Luxor
Rekonstruiertes südliches Portal mit Krönungsszene Ramses II. und nördlicher
Pfosten
des nördlichen Portals zur Säulenhalle, © Leben in Luxor
Säulenhallen (I, J und K)
Der zweite Hof (F) führt in das Hypostyl (I). Hier standen ursprünglich 48 Papyrussäulen mit Szenen des opfernden Ramses, heute stehen davon noch 28. Die mittleren Säulen mit geöffneten Papyruskapitellen sind höher als die sie umgebenden Säulen mit geschlossenen Papyruskapitellen, so dass durch Fenster ganz oben seitliches Sonnenlicht einfallen kann. Auf den Wänden befinden sich militärische Szenen und Prozessionen von 42 Prinzen und Prinzessinnen.
Säulensaal mit offenen und geschlossenen Papyrussäulen, © Leben in Luxor
Säulensaal, © Leben in Luxor
Säulensaal, © Leben in Luxor
An den Säulensaal schließt der "Sternensaal" (J) an, in dem 8 Säulen eine mit astronomischen Szenen verzierte Decke tragen, die als liturgischer Kalender diente. Der Saal fungierte als Barkenraum und beherbergte einst eine rituelle Barke mit dem Kultbild des Pharao.
Eine weitere 8säulige Halle trägt wegen der langen Liste von Opfergaben auf der Ostwand den Namen "Halle der Litaneien" (K). Champollion hielt sie für eine Bibliothek, in der die Aufzeichnungen des Tempels aufbewahrt wurden. Ramses II. bringt hier Opfergaben vor Re-Harachte und Ptah.
Allerheiligstes (L)
Das Allerheiligste mit den Kapellen für die thebanische Triade befindet sich wie immer am hinteren Ende des Tempels. All diese Räume sind stark zerstört. Nach dem Ende des Neuen Reiches wurden die Tempelgebäude geplündert und ihre Steinblöcke für andere Bauwerke verwendet.
An der Nordseite des Tempels stand einst eine Kapelle von Sethos I. (M), dem Vater Ramses II. Dieser integrierte den kleinen Tempel seines Vaters in seinen eigenen großen und widmete ihn zum Mammisi (Geburtshaus) für seine Mutter Tuja, und seine Gemahlin Nefertari um.
Rekonstruktion des Mammisi (Insightdigital)
Außenbereiche
Rund um den Tempel befanden sich Magazine (Kuppelgewölbe, in denen die Priester Felderträge lagerten, aber auch Wein, Öl, Honig und Räucherwerk), ein Schatzhaus für besonders kostbare Gegenstände (es umfasste 12 Lagerräume und eine 28säulige Kolonnade), Werkstätten, Bäckereien, Fleischereien, Küchen und Webereien sowie Gärten. Diese Bereiche sind nicht öffentlich zugänglich.
Schatzhaus & Tempelschule
Hauswirtschaftliche Gebäude & Künstlerviertel, © Leben in Luxor
Lagerräume & Anubis-Sphinx vor dem Ramesseum, © Leben in Luxor
Neben dem Eingang des Ramesseums blickt die Rekonstruktion einer Sphinx mit Anubis-Kopf nach Norden. Der Tempel war ursprünglich im Norden, Westen und Süden von einem Prozessionsweg umgeben, der beidseitig von 4 Meter langen und 3,6 Meter hohen Sandstein-Sphingen gesäumt war. An der Westseite trugen sie das Antlitz von Ramses II. mit Nemes-Kopftuch, an der Nordseite repräsentierten sie mit Schakalköpfen den Gott Anubis. Über das Aussehen der Sphingen der Südseite ist derzeit nichts bekannt. Um 1000 v. Chr. wurden die Statuen zersägt und die Blöcke anderweitig verwendet. Eine der Anubis-Sphingen konnte 2007 aus Fragmenten rekonstruiert werden.
Rekonstruktion des Prozessionsweges mit Anubis-Sphingen (Insightdigital)
Gerne organisieren wir für Sie ein individuelles Besichtigungsprogramm, das das Ramesseum, den Tempel Ramses II., mit einschließt.
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Das Ramesseum in der Kunst
David Roberts (1796-1864) & Louis Haghe (1806-1885): Lightning over the ruins at Memnonium at Thebes, Egypt, kolorierte Lithographie, 1849
David Roberts (1796-1864) & Louis Haghe (1806-1885): Fragments of the Great Colossi at the Memnonium, kolorierte Lithographie
John Frederick Lewis (1805-1876): The Ramesseum at Thebes
Marc Charles Gabriel Gleyre (1806-1874): The Ramesseum at Thebes
Owen Jones (1809-1874): Le Ramesseum. Deuxième cour et le colosse fracassé de Ramsès II,, kolorierte Lithographie, 1843
William James Müller (1812-1845): The Ramesseum at Thebes, Sunset, 1840
Edward Lear (1812-1888): The Ramesseum, Thebes
Henry Wallis (1830-1916): Flinders Petrie excavating at the Ramesseum, 1895
Amelia Edwards (1831-1892): Osiride Court and Fallen Colossus, Ramesseum, Thebes, 1890
Juan Bosco (1985-): The Ramesseum, Theban Necropolis, Aquarell
Historische Photographien des 19. und frühen 20. Jahrhunderts
John Beasly Greene (1832-1856): Thèbes. Memnonium, 1853-1854
John Beasly Greene (1832-1856): Ramesseum, Thebes, 1854-1855
Francis Frith (1822-1898): The Ramesseum of El-Kurneh, Thebes, 1857
Ramesseum, ca. 1870
Ramesseum, 1870-1875
Schroeder & Cie.: The Ramesseum and the Colossi of Memnon, 1870-1875
G. Zangaki: Egyptians with donkeys at the Ramesseum, 1870-1890
G. Zangaki: The Theban West Bank, the Ramesseum, ca. 1890
Antonio Beato (1825-1906): Ramesseum, View Toward Cliffs, ca. 1890
Antonio Beato (1825-1906): Ramesseum Temple Colonnade, ca. 1890
Antonio Beato (1825-1906): Ramesseum, View of Fallen Colossus, ca. 1890
Antonio Beato (1825-1906): Ramesseum with Colossus of Ramesses II, ca. 1890
Antonio Beato (1825-1906): Temple de Ramesseum - Les Colonnades, ca. 1890
Antonio Beato (1825-1906): The Theban West Bank, the Ramesseum ca. 1890
Antonio Beato (1825-1906): Ramesseum, the Hypostyle from the East, ca. 1890
Gabriel Lekegian: The Theban West Bank, the Ramesseum, 1880-1890
H. W. Dunning: Colossal Statue of Ramses II at the Ramesseum, 1905
Theodor Kofler (1877-1957): Ramesseum, 1914
Theodor Kofler (1877-1957): Ramesseum, 1914
Quellen und Literatur
James Edward Quibell: The Ramesseum, Online-Faksimile-Ausgabe 1898
Guy Lecuyot: The Ramesseum (Egypt) - Recent Archaeological Research, 2000, Download (1,5 MB)
MAFTO (Mission Archéologique Française de Thèbes-Ouest): Französische Website zum Ramesseum
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