• von Luxor/Esna nach Assuan |
• unweit vom Nil / Banana Island |
• ruhige Lage in Nilnähe |
• ab Assuan oder Abu Simbel |
Leben in Luxor: Tempel außerhalb von Luxor - Tempel bei Assuan: Tempel von Philae
von Claudia Ali, 20.11.22
Der Tempel von Philae lag ursprünglich auf der Insel Philae, 8 km südlich von Assuan unmittelbar am Beginn des 1. Nilkatarakts zwischen altem Staudamm und neuem Hochdamm. Von hier brachen die Priester in Booten zur benachbarten Insel Bigeh auf, um auf 360 Opfertischen dem Gott Osiris Gaben darzubringen, der hier eine seiner mythologischen Grabstätten hatte. Um seine Ruhe nicht zu stören, war der Zutritt für Nicht-Priester verboten.
David Roberts: Tempel von Philae (auf der Insel Philae), 1838
Schon Anfang des 20. Jahrhunderts setzte der Stausee des alten Assuan-Staudamms die Tempelbauten für zehn Monate im Jahr unter Wasser. Die Farben erlitten dadurch immense Schäden.
Tempel von Philae auf der Insel Philae in den Fluten des Nils seit 1902. Foto 1930
Tempel von Philae auf der Insel Philae. Foto zwischen 1902 und 1920
Mit dem Bau des neuen Assuan-Hochdammes hätte den Tempel das Schicksal der Tempel von Abu Simbel und der Tempel von Philae, Dendur, Ellesiya, Kalabsha, Beit el-Wali, Dedwen und Qirtasi ereilt: Er wäre von den riesigen Wassermassen des als Wasserrevoir angelegten Nassersees überschwemmt worden. Im Rahmen der internationalen Rettungsaktion für Nubiens Denkmäler wurde der gesamte Tempelkomplex in den Jahren 1977 bis 1980 in 37.363 2 bis 25 Tonnen schwere Blöcke zersägt und auf der etwa 500 Meter entfernten, höher gelegenen Insel Agilkia, die eigens dafür nach dem Vorbild von Philae umgestaltet wurde, originalgetreu wieder zusammengesetzt. Der Tempel von Philae ist seit 1979 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes eingetragen.
Tempel von Philae am neuen Standort auf der Insel Agilkia, © Leben in Luxor
Der Isis-Tempel
Die Tempelanlage besteht aus mehreren kleinen Bauwerken und einem größeren der Göttin Isis geweihten Tempel. Die ältesten Bauten stammen aus der Regierungszeit von Nektanebos I. (379 - 360 v. Chr.). Obwohl 391 n. Chr. Kaiser Theodosius I. das Christentum offiziell zur ägyptischen Staatsreligion erklärte und damit alle "heidnischen" Kulte wie den sehr beliebten Isis-Kult verbot, wurde Isis auf Philae weiter verehrt. Der Tempel war ein beliebter Pilgerort. Selbst als ihn um 536 n. Chr. Kaiser Justinian I. gewaltsam schließen und in ein christliches Gotteshaus umfunktionieren ließ, hielten die Nubier an ihrem Glauben fest: Nach dem Osiris-Mythos fand Isis auf Philae das Herz ihres Gemahls Osiris, nachdem sein Bruder Seth ihn umgebracht, zerstückelt und seine Körperteile in ganz Ägypten versteckt hatte. Isis wurde daher in Philae nicht nur als Herrin der Überschwemmung, sondern auch als Zauberin und als Göttin der Fruchtbarkeit, der Liebe und Erlösung verehrt.
Standfoto aus der TerraX-Doku "Die letzten Geheimnisse des Orients - Auf den Spuren alter Kulte", © ZDF
Mit dem Verbot der altägyptischen Religion endete auch die Tradition der Hieroglyphenschrift. Das letzte Zeugnis eines Hieroglyphentextes wird auf 394 n. Chr. datiert und stammt vom Hadrianstor in Philae, westlich vom Isis-Tempel am Nilufer gelegen. Es wurde von Kaiser Hadrian bereits zwischen 117 und 136 n. Chr. gebaut.
Grundriss

A Pavillon von Nektanebos I. | G Isis-Tempel: Hypostyl |
B Dromos | H Isis-Tempel: Pronaos und Naos |
C 1. Pylon | I Tempel von Harendotes |
D Hof | J Hathor-Tempel |
E Mammisi | K Trajan-Kiosk |
F 2. Pylon | L Nilometer |
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Rundgang
Wir betreten den Tempel von Osten über einen weitläufigen Hof. Gleich vor uns liegt linkerhand eines der ältesten Bauwerke des Tempelbezirks: ein Pavillon (A), den Nektanebos I. zu Ehren der Kuhgöttin Hathor erbauen ließ. Von den ursprünglich 14 Säulenkapitellen des rechteckigen Portikus sind nur noch 6 erhalten:
Hathor-Pavillon von Nektanebos I., © Leben in Luxor
Auf glockenförmigen Papyrus-Kapitellen prangt in allen vier Richtungen das Gesicht der Hathor, jeweils gekrönt von einem blockförmigen Sistrum:
Säulen im Hathor-Pavillon von Nektanebos I., © Leben in Luxor
Wir wenden uns nach Norden und kommen zu einem beidseitig von Säulengängen flankierten Platz, der als Dromos (B) bezeichnet wird. Die kurzen weißen Pfeiler in der Mitte markieren den Abgang zu einem Nilometer:
Dromos und 1. Pylon, © Leben in Luxor
Der etwa 100 m lange linke (westliche) Säulengang besteht aus 32 Säulen mit unterschiedlich gestalteten floralen Kapitellen. Die Säulen und die hintere Wand, die parallel zum Nil verläuft, zeigen im unverkennbar ptolemäischen Stil die Kaiser Oktavian, Nero und Tiberius bei Opferhandlungen.
Westlicher Säulengang am Dromos, © Leben in Luxor
Der rechte (östliche) Säulengang blieb mit 17 Säulen unvollendet. Die Säulen sind zum Teil undekoriert, ihre Kapitelle unvollständig.
Östlicher Säulengang am Dromos, © Leben in Luxor
An den Säulengang grenzen kleinere Tempelbauten an: im Süden der Tempel der nubischen Gottheit Arsenuphis, im Osten der Tempel von Mandulis, ebenfalls eine nubische Gottheit, und im Norden der Tempel für Imhotep, den Architekten der Stufenpyramide von Sakkara. Imhotep wurde als Wunderheiler verehrt und von den Ptolemäern zum Gott erhoben.
Wir wenden uns dem Hauptbauwerk der Insel, dem Isis-Tempel zu, der als "Perle des Nils" gerühmt wurde. Die beiden Säulengänge des Dromos (B) führen direkt zu seinem 18 m hohen 1. Pylon (C) aus der Zeit von Ptolemaios II. Die Reliefs stammen von Ptolemaios III., sie wurden am linken Turm (wie an vielen anderen Stellen des Tempels) stark durch die Christen zerstört.
Vor dem rechten Turm steht ein Tor (Philadelphostor) von Ptolemaios II. Den Durchgang zum Hof flankieren 2 steinerne Rosengranit-Löwen aus spätrömischer Zeit. Die Obelisken, die ebenfalls hier standen, wurden von einem englischen Antiquitätenhändler nach England geschafft.
Philadelphostor am 1. Pylon mit Trajan-Kiosk im Hintergrund, © Leben in Luxor
Der asymmetrische Hof (D) wird zu beiden Seiten durch Säulengänge und im Norden durch den 2. Pylon (F) begrenzt. Hier, im einzigen für das Volk zugänglichen Bereich, fanden öffentliche Andachten statt. In den beiden tiefen senkrechten Einbuchtungen seitlich des Eingangs waren Fahnenstangen angebracht.
Hof und 2. Pylon, © Leben in Luxor
Stele von Ptolemaios VI. am 2. Pylon, © Leben in Luxor
Die Säulen des linken Säulengangs tragen Hathor-Kapitelle, dahinter liegt das Mammisi (E). Der rechte Säulengang führt zu 6 miteinander verbundenen Räumen, die der Aufbewahrung von Öl, Weihrauch und Kultgegenständen dienten. Die Reliefs auf den Mauern zeigen Ptolemaios XIII.
Hof: Linker und rechter Säulengang, © Leben in Luxor
Auf der linken (westlichen) Seite des Hofes steht das bereits erwähnte Mammisi (E). Hier wurden Aufführungen zur Erinnerung an die wunderbare Empfängnis des Horus durch Isis, die den zerstückelten Osiris durch einen Zauber wieder zum Leben erweckt hatte, abgehalten. Das Mammisi besteht aus 3 Räumen, die zum Teil mit Horus-Darstellungen geschmückt sind.
Mammisi: Relief mit Horuskind, © Leben in Luxor
Zurück im Hof (D) gelangen wir durch den 2. Pylon (F) zum Hypostyl (G) des Isis-Tempels. Das Dach der nach oben offenen Säulenhalle wird von 2 mal 5 Säulen getragen. Sie wurde seit dem 6. Jahrhundert als christliche Kirche genutzt, Kreuze künden noch davon.
Hypostyl, © Leben in Luxor
Kreuz auf einer Säule, © Leben in Luxor
Die Säulenhalle geht zunächst in den Pronaos (H) und schließlich am hintersten Ende in die 3 Räume des Naos (H), das Allerheiligste, über. Die Wände sind reich verziert mit Götter- und Pharaonendarstellungen.
Eingang von Pronaos und Naos, © Leben in Luxor
Relief im Allerheiligsten, © Leben in Luxor
Im mittleren Raum des Allerheiligsten (Sanktuars) steht noch der Sockel, auf dem sich die Barke mit der Statue der Göttin Isis befand. Er wurde 230 v. Chr. unter Ptolemaios III. errichtet. Die Barke wurde damals bei Kulthandlungen zusammen mit der Statue einmal um die Insel Philae gefahren.
Allerheiligstes: Barken-Sockel , © Leben in Luxor
Weitere Bauwerke
Westlich neben dem Isis-Tempel befinden sich einige Nebengebäude wie ein weiterer Nilometer, das Hadrianstor mit anschließendem Vestibül (Vorhalle), der Kiosk von Psammetich II. und der Tempel des Harendotes (I).
Das Tor des Diokletian
Auf der Ostseite des Isis-Tempels befand sich früher der offizielle Zugang zur Insel. Wir gehen zunächst zum Tor des Diokletian im Nordosten. Hier führen die Stufen direkt hinunter zum Nil.
Tor des Diokletian, © Leben in Luxor
Hathor-Tempel
Weiter südlich liegt der Hathor-Tempel (J). Er wurde unter Ptolemaios VI. Philadelphus errichtet und von Augustus dekoriert. Hinter dem Eingang liegt der Pronaos mit 10 Säulen, dahinter schließen sich die kleinen Räume des Naos an.
Hathor-Tempel, © Leben in Luxor
Hathor-Tempel, © Leben in Luxor
Trajan-Kiosk
Einige Meter weiter nach Süden gelangen wir zum berühmten Trajan-Kiosk (K). Er wurde zwar schon unter Kaiser Augustus erbaut, doch Kaiser Trajan errichtete ihn 105 n. Chr. neu - stellte ihn aber nie ganz fertig. Der Trajan-Kiosk ist mit 15,4 x 20,7 m bei einer Höhe von 15,45 m der größte erhaltene freistehende Kiosk Ägyptens. Er hat 14 Säulen mit glockenförmigen Papyruskapitellen unter einem umlaufenden Architrav. Früher stützte er mit einer Holzkonstruktion ein Zeltdach.
Trajan-Kiosk
Der Rundgang endet am Eingang mit den Zuschauerplätzen für die allabendliche Sound & Light Show.
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Historische Bilder
Der Tempel von Philae wurde mehrfach von David Roberts (1796 - 1864) gezeichnet, einem schottischen Maler, der im August 1838 nach Ägypten reiste und innerhalb von 7 Monaten alle bedeutenden archäologischen Stätten zeichnete. Seine Zeichnungen geben die Farbenpracht wieder, in der der Tempel bis vor gar nicht so langer Zeit erstrahlte.
David Roberts (1796-1846): Philae, A View of the Temples From the South. Watercolour and Gouache, 1839
David Roberts (1796-1846): Säulenhalle des Tempels von Philae. Lithographie von Louis Haghe, 1848
Auch anlässlich der Ägyptischen Expedition unter Napoleon Bonaparte (1798 - 1801) fertigten Künstler detaillierteste Zeichnungen von der Insel Philae und ihren Tempelanlagen an - von der Darstellung einzelner Säulenkapitelle über verschiedenste Vasenreliefs bis hin zum Innenleben eines Pylon. Die Kupferstiche sind Teil der vielbändigen [Anzeige] Description de l’Égypte, die zwischen 1809 und 1828 erstmals erschien und noch heute als Nachdruck erhältlich ist (Achtung: Die Nachdrucke haben sehr unterschiedlich viele Seiten. Hier eine [Anzeige]
Ausgabe mit 1006 Seiten!)
Description de l'Égypte: Vue perspective intérieure colorée, prise sous le portique du grand temple - Säulenhalle. Kolorierter Kupferstich, 1821/1822
Description de l'Égypte: Île de Philæ. 1. Plan et coupe générale des principaux édifices; 3. Coupe longitudinale du Grand Temple, 1821/1822
Weitere Kunstwerke
Norbert Bittner (1786–1851): The Island of Philae. Pen, Ink, Watercolour, Pencil Underdrawing, 1830
Auguste Veillon (1834-1890): The Nile at Philae, 1869
Michael Zeno Diemer (1867-1939) zugeschrieben: Der Tempel von Philae, 1910
Hector Horeau (1801-1872): Philae, Temple of Isis,
View of Hypostyle. Watercolour, 1838
Hermann David Solomon Corrodi (1844–1905): Campfire by the River, The Kiosk of Trajan at Philae, 1895
Geographische Lage
Strecke von Luxor (A) nach Philae (B), © Google