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Leben in Luxor: Tempel außerhalb von Luxor - Tempel von Qasr Dush, Oase Charga
von Claudia Ali, 11.01.12
Charga (Kharga) liegt in der Westlichen Wüste etwa 180 km von Luxor entfernt und ist im Norden und Osten von steilen Bergen umgeben. Die Senke ist von Luxor aus leicht zu erreichen und stellt mit ihrer Wüstenlandschaft und den erhaltenen antiken Monumenten ein attraktives Reiseziel abseits der Touristenrouten dar. Seit dem Neuen Reich ist sie als Haltepunkt von libyschen und sudanesischen Karawanen durch Inschriften in thebanischen Gräbern und im Luxor-Tempel belegt. Heute liefert die Oase, die sich in nordsüdlicher Richtung über eine Länge von 200 km erstreckt, Gemüse, Datteln und Wein. In ihr liegen die Stadt Charga (Hauptstadt des Gouvernements "Neues Tal") mit Archäologischem Museum und die Stadt Baris (Bārīs, 86 km südlich von Charga Stadt).
Qasr Dush in der Oase Charga
Qasr Dush (arab. قصر دوش) ist eine archäologische Stätte im Süden der Oase von Charga ca. 95 km südlich von Charga Stadt. Die Ruinen befinden sich auf dem höchsten Hügel der Gegend (55 m hoch). Schon von weitem kann man die Anlage sehen: im Osten eine große rechteckige Festung, innerhalb deren 10 m hohen Mauern der Sandsteintempel liegt, im Westen einen länglichen Lehmziegeltempel.
Festung Qasr Dush - zu ihren Füßen ein luxuriöses Wüstencamp, das leider nicht mehr in Betrieb ist, © Leben in Luxor
Die Festung entstand vermutlich in der ptolemäischen Zeit. Spätestens im 1. Jh. n. Chr. ersetzte Kaiser Domitian den vorhandenen Lehmziegeltempel durch einen Sandsteintempel, baute eine zweite Umfassungsmauer, die einen weiteren Lehmziegeltempel mit einschloss, und strukturierte die Zugänge zur Festung um. Die Bewohner der Gegend lebten von Landwirtschaft, die selbst hier in der Wüste durch das Anzapfen von fossilen Wasserschichten und ein unterirdisches Bewässerungssystem (Qanats) möglich wurde. Offenbar versiegten aber die Quellen, denn die Siedlung wurde im 5. Jh. n. Chr. aufgegeben. Die Tempel verfielen daraufhin und verschwanden teilweise unter hohem Sand. Hier ein Überblick über das gesamte Gelände:
Übersichtsplan über die gesamte Gegend, © BIFAO
Grundriss des Sandsteintempels
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Der Tempel für Isis und Serapis
Erst 1818 entdeckte der französische Geologe und Mineraloge Frédéric Cailliaud den Tempel von Dush im Sand. Er und viele weitere Reisende hinterließen Graffiti an den Tempeltoren und -mauern. Hier ein Graffito in griechischer Schrift an der Westwand des Hypostyls. Es stammt von Georg Schweinfurth, der 1874 in der Oase Charga botanische, archäologische und anthropologische Untersuchungen durchführte:
Graffiti von Georg Schweinfurth, © Leben in Luxor
Man geht davon aus, dass der Sandsteintempel im Osten der Festung unter Domitian (81 - 96 n. Chr.) errichtet wurde, da sein Name der erste ist, der in den Tempelinschriften erwähnt wird. Spätere Dekorationen und Inschriften stammen von Trajan (98 - 117 n. Chr.) und Hadrian (117 - 138 n. Chr.).
Der Tempel wurde den Göttern Isis und Serapis (Osiris als Apis-Stier) geweiht und ist in Nord-Süd-Richtung mit Eingang im Norden ausgerichtet. Wir betreten den Tempelbezirk über eine 4 m lange, ansteigende Rampe. Sie führt zu einer Art Tribüne, welche an allen Seiten von einer dicken Balustrade umgeben ist. Diese grenzt an das 8 m hohe 1. Tor, durch das wir in den 1. Vorhof gelangen.
Blick zum 1. und 2. Tor sowie zurück vom 2. aufs 1. Tor, © Leben in Luxor
Der 1. Vorhof ist nicht wirklich rechteckig (29,4 m x 14,75 bzw. 13,80 m). Im Eingangsbereich sieht man noch die Säulenreste des Portikus:
Blick vom Portikus zurück auf das 1. Tor, © Leben in Luxor
In der dem Eingang gegenüberliegenden südwestlichen Ecke führt eine Treppe zum Eingang der Festung, im Süden eine kurze Rampe zum 2. Tor. Wir gehen hindurch und gelangen in den 2. Vorhof (10,85 m x 6,65 m), der fast ganz von einer weiteren Tribüne eingenommen wird:
2. Vorhof mit Blick auf die Vorhalle, dahinter die Tür zur Säulenhalle, © Leben in Luxor
Von hier gelangen wir zur halboffenen Vorhalle (Pronaos) des eigentlichen Tempels von Dush, der ziemlich genau in die Mitte der Festungsummauerung gebaut wurde, und weiter zur Säulenhalle (Hypostyl). Sie wird von 4 schlanken Säulen getragen und hat an der Rückwand 3 Türen. Die mittlere führt in den gewölbten Barken- oder Opfertischraum, in dessen Mitte ein trapezförmiger, 84 cm hoher Sockel steht. Seine Funktion ist ungewiss. Er könnte die Heilige Barke getragen oder aber als Opfertisch gedient haben. Auf dem Türsturz ist der vor Göttern opfernde kniende Hadrian dargestellt.
Hypostyl & Barkenraum mit dem dahinter liegenden Sanktuar, © Leben in Luxor
An diesen Raum schließt sich das fast 3 m lange Allerheiligste (Sanktuar) an. Auch hier ist die Decke gewölbt. An der Rückwand opfert Domitian im Beisein von Isis den Göttern Osiris und Horus.
Die Tempelrückseite ist die einzige größere Wandfläche, die vollständig dekoriert wurde. Sie zeigt links Kaiser Domitian vor Horus, daneben Hathor vor Osiris sowie rechts Thot vor Isis und Domitian vor Amun-Re.
Rückwand des Tempels, © Leben in Luxor
Gegenkapelle
Am südlichen Ende des Tempels befindet sich eine sogenannte Gegenkapelle, die in griechisch-römischer Zeit häufig an die Rückseite von Tempeln angebaut wurde. Hier durften Außenstehende, denen der Zutritt zum Innersten eines Tempels strengstens untersagt war, die verehrte Gottheit anbeten. Deren Bildnis war an der Außenwand angebracht.
Gegenkapelle, © Leben in Luxor
Lehmziegeltempel
Ungefähr 200 m westlich der Festung befindet sich ein zweiter Tempel aus Lehmziegeln, der wohl ebenfalls aus römischer Zeit stammt. Er besteht aus mehreren Räumen mit tonnengewölbten Decken und trägt keinerlei Inschriften.
Lehmziegeltempel, © Leben in Luxor
Goldschatz von Dush
Etwa 10 m nordwestlich der Fassade zum Vorhof des Tempels wurde 1989 bei Grabungen des Institut Français d'Archéologie Orientale (IFAO) in der Festung ein Goldschatz gefunden. Er besteht aus einem Diadem mit der Figur des Serapis, einer Halskette mit Plaketten und zwei Achat-Armreifen aus Massivgold, die in einem Terrakotta-Gefäß aufbewahrt waren. Die Goldgegenstände stammen aus dem 2. Jh. n. Chr. und gehörten wohl zum Tempelinventar. Es ist denkbar, dass dieser Schatz in der Zeit zunehmender Christianisierung etwa im 5. Jh. n. Chr. hier versteckt wurde. Der Schatz ist heute im Juwelensaal des Ägyptischen Museums von Kairo ausgestellt.
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